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Die Welt der Fantasie: Bücher lesen

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Ich mag ja den Grüffelo. Die berühmte Geschichte für Kinder, die unter Eltern Diskussionen auslöst, finde ich schlau und amüsant – und kann sie auswendig.

Ich hab sie nämlich, als die Kinder klein waren, wirklich oft vorgelesen. Genau wie zahllose andere Bücher, und das wird Sie jetzt nicht verwundern, weil ja inzwischen bekannt sein dürfte, dass ich ein Buchnerd bin, eine Lesende und eine Literaturbloggerin noch dazu. Ich bekomme fast jeden Tag ein Packerl mit einem Buch drin, Bücher liegen bei uns überall herum, und ich stecke in jeder freien Minute meine Nase in eins.

 

Da ist es nur logisch, dass sich auch im Kinderzimmer die bunten Buchrücken aneinanderreihen, Tafiti an Jim Knopf, Poppy Pym an die Olchis und Snöfried an Drache Kokosnuss. Mein Sohn war von Anfang an ein ruhiger Zuhörer, und es gibt für mich kaum einen schöneren Anblick als den seines konzentrierten Gesichts, wenn er mit staunenden Augen und offenem Mund einer Geschichte lauscht.

Jetzt kann er selbst lesen, noch nicht ganz flüssig, aber immer besser – seit September geht er in die Schule. Und kaum konnte er die Buchstaben sinnvoll miteinander verbinden, hat er sein erstes eigenes Buch geschrieben, es sind ein paar mit Tixo geklebte Blätter voll lustiger Zeichnungen, es geht darin um ein trauriges Monster, das immer allein ist, sich dann aber verliebt. Und es ist gut möglich, dass man es im ganzen Land gehört hat, wie ich geplatzt bin vor Stolz. Wenn man als lesender Mensch Kinder bekommt, dann ist da plötzlich jemand, der die Welt der Fantasie noch nicht kennt. Ich kann meinen Kindern die Tür in diese Welt öffnen, sie einladen, mir dorthin zu folgen, wo ich seit so vielen Jahren zuhause bin. Und wo ich gemeinsam mit ihnen einige der besten Freunde wiedertreffe, die ich je hatte: Pipi Langstrumpf, Pumuckl und die kleine Hexe, Mio, meinen Mio, den Räuber Hotzenplotz, Tom Turbo, Michel und Ronja. Sie sind alle noch da, wir haben uns lange nicht gesehen, aber ihre Abenteuer sind immer noch genauso spannend.

Wahrscheinlich dauert es nicht mehr lang, dann hängen auch meine Kinder nur noch am Smartphone und am Computer, und ich sitz mit meinen Büchern allein da. Vielleicht hab ich bis dahin geschafft, einen Grundstein zu legen, und sie werden einmal so bibliophil wie ich, oder vielleicht wenden sie sich vom Lesen ab und haben später kein einziges Buch in ihrer Wohnung stehen. Dann stell ich ihnen aber, wenn sie grad nicht hinschauen, wenigstens den Grüffelo rein.
Mareike Fallwickl ist Texterin und Autorin und freut sich immer über  Kinderbuchtipps.


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