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Wege aus der Armut aufzeigen

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Filmemacher Kurt Bauer folgt seit vier Jahren den Roma in ihre Dörfer. Ihn interessiert, welche Projekte ihnen wirklich helfen.

Als einst die Debatte über ein Bettelverbot in der Stadt Salzburg hochging, wollte der Obertrumer Filmemacher Kurt Bauer nicht bloß mitjammern. „Ich dachte mir, es ist ein bisserl wenig, sich einfach aufzuregen und wollte den Dingen auf den Grund gehen,“ sagt Bauer.

Deshalb besuchte er die Salzburger Roma in ihren Heimatdörfern in Rumänien und war überrascht: „Ich hatte genauso Berührungsängste im Kopf, doch die Roma freuten sich, dass ich sie besuchte. Sie waren sehr gastfreundlich.“

Diese Erfahrung ließ ihn nicht mehr los. Vier Dokumentarfilme über Roma hat er bereits gedreht, aktuell bereitet er ein Filmprojekt über die „Ur-Roma“ in Rahajstan vor. Er will den Ursprung dieses Volkes ergründen, das einst von Indien nach Westen wanderte. Zwei Wissenschafter stehen ihm in Indien zur Seite. „Daten und Fakten sind das eine, aber ich brauche als Filmemacher Bilder. Deshalb fahre ich zu den Leuten hin.“

Antrieb ist ihm, herauszufinden, welche Maßnahmen greifen, um Veränderungen herbeizuführen. Er weiß heute: „Roma brauchen nicht das, was wir Mitteleuropäer ihnen geben wollen.“ Manche hätten einen Staubsauger, wüssten aber nicht wie er funktioniere – weil sie keinen Strom haben.

Bauer zeigt und unterstützt Projekte, die wirklich greifen

Bildung ist zentraler Motor für Veränderung, doch einfach nur Schulen für Roma zu bauen, sei keine Lösung, weiß Bauer. Das Gelernte sei zu theoretisch. „Berufsorientierte Ausbildung ist bei den Roma der Schlüssel für Veränderung. Und es braucht eine bestimmte Art von Pädagogik“, ist Bauer überzeugt.

Im Zuge seiner Recherchen stieß er auf ganz niederschwellige Projekte, die „wirklich greifen“ – mit zum Teil ungewöhnlichen Maßnahmen. Eines organisiert den Transport von Romakindern in die Schule. Ihre Familien erhalten zehn Euro im Monat, damit sie die Kinder gehen lassen, denn sie fehlen zuhause als Babysitter. Sie werden sozusagen für die Schule „freigekauft“, weil bei den Eltern das Verständnis fehlt. Das betreffe auch andere Lebensbereiche.

So wurde ein Romadorf mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, am nächsten Tag waren die Paneele weg, die Roma hatten sie zu schnellem Geld gemacht. Und akzeptierten, weiterhin ohne Elektrizität zu leben, erzählt Bauer.

Spannend sei für ihn nicht nur zu beobachten, wie man in Armut überleben kann, sondern was sich verändere. Deshalb besucht er die Dörfer auch nach Jahren wieder. „Es ist berührend zu sehen, was es heißt, wenn jemand zum ersten Mal im Leben Strom hat.“ Wasser, Strom, Brot und Klo seien die Basis, die Leben verändert.

Diese Erfahrung hat Bauer auch in Nepal und in Indien gemacht. Auch dort hat er gefilmt und ist auf unglaublich erfolgreiche Projekte gestoßen.
Um für das Thema Armut zu sensibilisieren, plant Bauer im kommenden Jahr „Armutstage“mit Filmvorführungen. Mit seiner Initiative Bildungsscheck unterstützt er mehrere Roma-Projekte.

Nähere Infos zu den Projekten und Spendenmöglichkeit über die Kontakt-Email: Roma.Bildungsscheck@gmx.at

Von Petra Suchanek


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