Neuer FH-Studiengang für Mensch-Computer-Interaktion. Datenbrillen und Pflegeroboter werden immer gefragter.
Bekommt ein Mensch über eine Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) vor einer Prüfung Zuspruch durch einen Avatar, senkt das seinen Herzschlag. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Person glaubt, eine echte Person würde den Avatar steuern. Diesen Zusammenhang entdeckten kürzlich Forscher der Medizinischen Universität Wien. Wie Roboter und Menschen noch besser zusammenarbeiten, erforschen ab Herbst auch die Studenten des österreichweit ersten Studiums für Künstliche Intelligenz an der Uni Linz. Salzburger Uni-Forscher haben in dem rasant wichtiger werdenden Bereich Mensch-Computer-Interaktion Ende 2017 sogar internationales Aufsehen erregt.
Roboter mit kleinen Macken „symphatisch“
In ihrer Studie „To Err is Robot“ fanden sie heraus, dass Menschen Roboter am ehesten mögen, wenn diese nicht zu perfekt sind. Die Studienteilnehmer mochten den menschenähnlichen sozialen Roboter „NAO“ lieber, wenn er einmal einen Legostein fallen ließ oder sich versprach, als wenn alles glatt lief. Das Salzburger Forscherteam erklärte den Zusammenhang so: Die Attraktivität einer als sehr kompetent eingeschätzten Person steigt, wenn ihr ein kleines Missgeschick widerfährt.
Die Salzburger Wissenschafter starten diesen Herbst gemeinsam mit der Fachhochschule Salzburg mit einem völlig neuen Master-Studiengang „Human Computer Interaction“ durch. Die Emotion wird auch dort eine große Rolle spielen. Sie ist der Kleister in der Interaktion zwischen Mensch und Maschine. „Langfristig setzen sich jene Computer durch, die wir gerne benutzen“, erklärt Lehrgangsleiter Hilmar Linder von der FH Salzburg. Apple mache es vor: „Man braucht sich nur anzuschauen, wie viele Menschen eine fast schon emotionale Verbindung zu ihrem iPhone haben“, verdeutlicht Linder. Die Emotion trage sehr viel zum Erfolg eines Gerätes bei.

„Emotionen sind wichtig. Roboter dürfen spaßen“, meint Studiengangleiter Hilmar Linder von der FH Salzburg. Bild: FH Salzburg/N. Posch
In dem neuen Lehrgang sollen die Studenten erfahren und erforschen, wie man beispielsweise in der Altenpflege Roboter einsetzen könnte. „Wir schauen uns an, wie ältere Menschen mit neuen Technologien gut interagieren können“, sagt Linder. Bei einem Pflegeroboter laute die Aufgabe: Wie muss er sein, damit er für Pflegepatienten hilfreich ist? Wie bringt man Spaß hinein, damit man gerne mit dem Roboter interagiert? Sehr gut funktionieren bereits kleine Kuschelroboter, die sich anfühlen und aussehen wie Seelöwenbabys. „Berührung ist wichtig“, sagt Linder. Im Mittelpunkt stehe immer, was der Mensch brauche. Ein weiches Tierfell streicheln, sich unterhalten oder Hilfe beim Aufstehen aus dem Bett bekommen, all das könnten Pflegepatienten von gut gemachten Robotern erwarten.
Schon die ersten Studenten des neuen Lehrgangs könnten Ideen zustandebringen, die tatsächlich umgesetzt werden. Dazu schöpfen die Studenten aus einem breit gefächerten Lernstoff, der von Verhaltenswissenschaften über Ergonomie und Kognition bis hin zum Design neuer Computer reicht.
Computer, wie wir sie heute kennen, könnten sich wesentlich verändern, richtet Linder den Blick in die Zukunft. „Noch sitzen wir im Büro vor einem Monitor, tippen in die Tastatur und benutzen eine Maus. Wegen der immer mehr sprachbasierten Interfaces (Anm.: Schnittstellen) könnte bald der Monitor weg sein und wir arbeiten stattdessen mit VR-Brillen.“ Die Art, wie wir mit Maschinen agieren, werde sich merklich ändern. Neben Pflege und Büro sind Industrie und autonome Kraftfahrzeuge Schlüsselbereiche der Mensch-Computer-Interaktion.
Damit die Maschinen verschiedenste menschliche Bedürfnisse abdecken, suchen FH und Uni nach 30 möglichst unterschiedlichen Bewerbern für den Master-Studiengang. Linder: „Wir wollen nicht nur Techniker. Die Studenten sollten aus vielen Kulturen und Studienrichtungen kommen.“
Von Sabine Tschalyj
Die Bewerbungsfrist für den englischsprachigen Studiengang „Human Computer Interaction“ läuft bis 30. Juni 2019. Info & Kontakt: www.fh-salzburg.ac.at
Je benutzerfreundlicher VR-Brillen werden, desto früher könnten sie Monitor und Tastatur verdrängen.Bild: FH Salzburg/N. Posch