Über die Plattform „Couchsurfing“ können Reisende einen kostenlosen Schlafplatz finden. Salzburger Gastgeber berichten.
Er sei kein Hotel, sagt Lukas. Und dennoch übernachten bei dem Salzburger fast wöchentlich fremde Menschen. Touristen, die der Mozartstadt einen Besuch abstatten. Das kostet sie jedoch keinen Cent, denn Lukas bietet einen Schlafplatz über die Plattform „Couchsurfing“ an.

Lukas bekommt täglich vier bis sechs Anfragen auf der Plattform Couchsurfing. Bild: Andreas Hechenberger
Gratis übernachten, und das, obwohl die Hotelpreise in der Stadt derzeit explodieren? Selbst auf der Plattform AirBnb lag am vergangenen Wochenende der Preis für ein Doppelzimmer nicht unter 100 Euro pro Nacht. Wer in Salzburg übernachten möchte, muss sich das einiges kosten lassen – ob Festspielbesucher oder nicht.
Eigentlich. Denn es geht auch anders. Couchsurfing ist eine Plattform, über welche ein kostenloser Schlafplatz gefunden oder im eigenen Heim zur Verfügung gestellt werden kann. Weltwelt gibt es elf Millionen Mitglieder. Allein in Salzburg boten am vergangenen Wochenende 1452 Gastgeber eine Übernachtungsmöglichkeit an. Einer von ihnen ist Lukas. Er hat sich vor neun Jahren auf der Plattform angemeldet. Seine ersten Erfahrungen sammelte Lukas als Gast. Seit vier Jahren empfängt er zudem in Salzburg regelmäßig Couchsurfer. „Ich liebe es, Leute aus der ganzen Welt kennenzulernen.“ Pro Tag bekomme er zwischen vier und sechs Anfragen. „Alle nehme ich jedoch nicht an. Vor allem, wenn die Nachricht unpersönlich ist.“Wertschätzung ist den meisten Gastgebern wichtig.

Tamara kocht gerne mit ihren Gästen. Bild: Privat
Die Bitte, das Profil vollständig und sorgfältig zu lesen, ist oftmals dessen erster Satz. Kopierte Nachrichten, die Couchsurfer gleich an mehrere Gastgeber auf einmal versenden, kommen auch bei Tamara nicht gut an. Sie hat eine kleine Wohnung in Anif. Dort empfängt sie seit drei Jahren regelmäßig Touristen.

Lisi: „Bei der Auswahl meiner Gäste, höre ich auf mein Bauchgefühl“ Bild: Privat
„In meinem Profil habe ich zwei Fragen versteckt. Werden diese in der Anfrage beantwortet, weiß ich, dass die Beschreibung zu meinem Zuhause gelesen wurde.“ Die Nachfrage ist auch bei ihr groß. „Früher haben sich die Couchsurfer manchmal die Klinke in die Hand gegeben. Mittlerweile empfange ich weniger Gäste und suche sie mir genau aus.“Negative Erfahrung habe die 42-Jährige noch nie gemacht. Was sie an Couchsurfing so begeistert? „Ich lerne fremde Menschen und Kulturen kennen, auch wenn ich nicht verreise. Denn die Welt ist bei mir zu Besuch.“ Die 26-jährige Lisi empfängt etwa jeden zweiten Monat Gäste. Sie schlafen auf einer Couch in ihrem WG-Zimmer. Anfragen von Männern, welche keine Bewertungen von anderen Gastgebern haben, nehme sie nicht an. „Ich vertraue auf mein Bauchgefühl, wen ich einlade. Das funktioniert immer.“ Manche ihrer Couchsurfer habe sie auf eigenen Reisen bereits wiedergetroffen.

Florian genießt es eine Kanne Tee mit seinen Couchsurfer zu trinken. Bild: Privat
Florian empfängt etwa einmal pro Woche Gäste in seiner Wohnung in Aigen. Auch sein Profil enthält klar formulierte Regeln. „Ich koche gerne mit den Couchsurfern und schätze spannende Unterhaltungen während einer Kanne Tee“, sagt der Salzburger.
So unterschiedlich die Gastgeber auf der Plattform auch sind, was sie gemeinsam haben, ist: Es geht ihnen um viel mehr, als Fremden einen kostenlosen Schlafplatz zur Verfügung zu stellen. Manchmal kann eine einfache Couch eben mehr als ein Hotelzimmer bieten.