Alles Haarspalterei oder ist die Zeit des Rauschebarts wirklich vorbei? Wir haben nachgefragt.
Den meisten Männern ist es längst nicht mehr egal, wie sie aussehen. Sie legen Wert auf ein gepflegtes Äußeres, suchen ihren Stil. „Männer heute haben viel mehr Pflegeprodukte als vor 30 Jahren. Das erfährt Akzeptanz. Der Mann schaut auf sich und das ist gut“, weiß Kabarettist Edi Jäger.
Zuletzt prägten Männer im Hipster-Look Salzburgs Stadtbild. Die Haare seitlich hochrasiert und streng gescheitelt, vollendet der Vollbart das Bild des modernen Mannes. Das werde bald vorbei sein, sagt Friseur Mario Krankl. „In Metropolen wie London sind Rauschebärte extrem rückläufig, auch in der Modewerbung und auf den Catwalks.“ Der Bart könne, müsse aber nicht ganz ab. Er werde auf jeden Fall kürzer – Dreitagesbärte und Schnauzer sind wieder im Kommen.
Während es unten kürzer wird, darf es oben länger sein. Die 50er, 70er und 90er kehren zurück. Man orientiert sich am Look der Boygroups (Kurzhaar, Mittelscheitel), am Rockstar-Style von Mick Jagger (langes, lockeres Haar), lässt bei Kurzhaarfrisuren das Deckhaar länger und frisiert jetzt den Pony in die Stirn. Neu sei der Trend zur designten Nackenlinie, etwa in Form eines Schwalbenschwanzes. Alles in allem wird der Look auf den Straßen wieder vielfältiger, sagt Krankl.
Dass der Vollbart out werde, glaubt Sebastian Pfister nicht. „Früher musste der Mann mit seiner Frau ins Waxingstudio, um sich die Brusthaare entfernen zu lassen, jetzt darf er endlich wieder Mann sein“, sagt Pfister, der in der Markus-Sittikus-Straße „The Barber“ betreibt, einen Friseursalon nur für Männer.
„Der Bart ist kein Trend. Er ist etwas Natürliches“
In seinem Salon serviert Pfister auch Kaffee, Bier und Whiskey an der Bar, dazu gibt es Auto-, Motorrad- und Männermagazine wie den Playboy zu lesen. Er wollte einen „maskulin angehauchten Rückzugsort für Männer“ schaffen, wo der Kunde nicht zwischen Frau Müller und Frau Meier schnell abgefertigt werde. Viele kämen auch mit Freunden. Die Männer nehmen sich Zeit für sich und ihr Äußeres, was nicht zuletzt ein Verdienst der Barber ist, die im Zuge der Hipster-Welle aufpoppten.
Auch Paradoxon-Chef Martin Kilga liebt seinen Bart: „Ich sehe ohne einfach scheiße aus“, lacht er. Aus Faulheit brauche man sich keinen Vollbart wachsen zu lassen, er bedeute viel Arbeit. Damit er weich ist, nicht kratzt und es der Haut darunter gut geht, braucht er tägliche Pflege – mit Seife, Öl und Balsam.
Ihre Freundinnen jedenfalls lieben die Bärte, verraten die beiden. Beim Kochen störe er nicht, beim Küssen manchmal, lacht Kilga. Abrasieren werden sie ihre Haarpracht nicht: Ein Bart sei kein Trend, sondern etwas Natürliches.
Von Petra Suchanek
Im Bild zwei Bartträger aus Überzeugung: Sebastian „The Barber“ Pfister (li.) und Paradoxon-Chef Martin Kilga. Foto: Marco Riebler