Die Westautobahn bei Salzburg gehört zu den meistbelasteten Straßen Österreichs.
Die urbanen Ballungsräume stoßen verkehrstechnisch an ihre Grenzen. Die Daten aus den Zählstellen der Asfinag belegen das eindrücklich: An Liefering, früher ein Dorf, donnerten im Vorjahr 34,1 Millionen Fahrzeuge vorbei. Bei den Abfahrten Mitte und West gipfeln die Pendlerströme: 93.640 Fahrzeuge passierten pro Tag die Zählstelle Liefering, 74.140 waren es bei Wals, 67.760 in Anif, 66.200 in Hallwang. Salzburgs Stadtautobahn gehört damit zu den am stärksten belasteten Straßen Österreichs. Die Wiener Umfahrungsautobahn A23 bei St. Marx ist mit 64 Millionen Fahrzeugen Spitzenreiter – allerdings vor dem Hintergrund einer Metropole. Die Auswertung des VCÖ ergab zudem: Nur 7300 Fahrzeuge waren Lkw, 86.300 waren Autos. In ihnen sitze selbst im Frühverkehr fast nur mehr eine Person, meint VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. Sein Fazit „Salzburg muss dringend den öffentlichen Verkehr ins Umland ausbauen.“
Bregenz und Kufstein
hatten Mautbefreiung
Die Automobilität ist hoch fragil worden. Es reicht eine Kleinigkeit – ein Auffahrunfall auf der A1 , ein umgekippter Kleinlaster – und die Stadt Salzburg erleidet den Verkehrsinfarkt. Andere Beispiele: Die Baustelle beim Lieferinger Tunnel und der Tag der Deutschen Einheit lösten den Jahrhundertstau im Oktober 2016 aus. Nun sind es die Grenzkontrollen der deutschen Polizei, die Autofahrer auf Ausweichstrecken durch die Stadt treiben, weiß man im Büro von Verkehrsstadtrat Johann Padutsch. „Wenn es vom Walserberg bis Salzburg Süd staut, fahren die Leute ab und bei Nord wieder hinauf.“
Trotz des Gedränges hat der Gemeinderat beim Bund um eine Mautbefreiung für die Stadtautobahn angesucht. Damit noch mehr Pendler dort fahren. Verkehrsminister Norbert Hofer schmetterte das Anliegen ab. Was ÖVP-Klubobmann Christoph Fuchs als ignorant empfindet. „Bis Wien ist noch nicht durchgedrungen, dass das Schloss Mirabell acht Kilometer von der Grenze entfernt ist. Viele Bayern kommen nach Salzburg zum Einkaufen. Die interessiert die Kleberei und Kratzerei mit der Vignette nicht.“ Anrainer der Münchner Bundesstraße klagten zudem, dass immer mehr Schwerverkehr von Freilassing komme.
18 Tage auf Online-Vignette warten: Asfinag reagiert
Das Mautgesetz lasse keine Ausnahmen zu, so die Asfinag. Es gab aber bereits Befreiungen: bei Begrenz, als der Pfändertunnel ausgebaut wurde, und bei Kufstein, das von Wintersportlern und Tagesausflüglern aus Bayern regelmäßig lahmgelegt wird. Dort fanden bis vor einigen Jahren bis zur Anschlussstelle Kufstein keine Vignettenkontrollen statt. „All das wurde eliminiert“, sagt Asfinag-Sprecher Alexander Holzedl. Dafür sollen die neuen Digital-Vignetten kundenfreundlicher werden und sofort ab dem Online-Kauf gelten. Die Asfinag hat bei der EU nun um die Befreiung vom Rücktrittsrecht angesucht.
Sonja Wenger