Immer mehr weggeworfene Plastikflaschen verunstalten das Stadtbild in Salzburg. Ein Pfand wäre sinnvoll, meinen nicht nur die 300 „Müllbusters“.
Wenn Plastikflaschen einen Wert hätten, würden sie sicher nicht am Boden liegen. Davon ist Walter Galehr, Leiter des städtischen Recyclinghofes überzeugt. Das erspare der Stadt Entsorgungskosten. Galehr weist auch auf die dramatischen Umweltfolgen von weltweit immer mehr Plastikmüll hin: „Die sind uns nicht bewusst.“ Auch in Salzburg steige der Plastikverpackungsmüll von Jahr zu Jahr. In der gelben Tonne landeten 2016 sage und schreibe 794 Tonnen Plastikmüll, 2017 bereits 802 Tonnen. Die Stadtbewohner werfen PET-Flaschen zur Hälfte in „gelbe Tonnen“, zur Hälfte einfach in den Restmüll.
PET-Recycling benötigt neue Rohstoffe
Mit schöneren Zahlen wartet die Recyclingbranche auf. Sie kann einem Pfand auf Einweg-Plastikflaschen wenig abgewinnen. Es sei schlicht nicht nötig, meint man bei der Altstoff Recycling Austria (ARA), die aus alten neue PET-Flaschen macht. Die Abfallsammel- und Verwertung sei in Österreich exzellent, die Trennmoral hoch. „Drei von vier Flaschen werden von der getrennten Sammlung erfasst“, sagt ARA-Vorstand Christoph Scharff. Er zeigt sich zufrieden: Die rund 25.000 Tonnen recyclierten PET-Flaschen enthielten „bereits einen Recyclat-Anteil von 30 Prozent“. Für die restlichen 70 Prozent braucht man neuen Plastikrohstoff. Trotz Recycling gehen also große Rohstoffmengen verloren, gibt Greenpeace Österreich zu bedenken.
Pfand: weniger Müll, weniger Müllkosten
Statt Einwegflaschen seien pfandpflichtige Mehrwegflaschen das ökologische Gebot der Stunde. „Mehrwegflaschen aus Plastik oder Glas können 20 bis 40 Mal wiederbefüllt werden“, verdeutlicht Greenpeace-Umweltexperte Lukas Hammer. Wermutstropfen: Die deutsche Pfandeinführung hat den Anteil von Mehrwegflaschen nicht erhöht, Einwegplastik boomt auch mit Pfand. Zumindest müssen sich die Kommunen nicht mehr um den PET-Müll kümmern. Lukas Hammer: „Ein Pflichtpfand auf alle Getränkeverpackungen schont also die Umwelt und das Budget von Gemeinden.“
Was einen Wert hat, kommt zurück
Sogar einen sozialen Aspekt brächte ein solches Pfand mit sich, wie man in Deutschland sieht. Die Flaschen und Dosen (25 Cent Pfand) werden von den Kunden in die Geschäfte zurückgebracht. Bleiben Flaschen am Boden liegen, tragen Obdachlose diese zur Rückgabe, um das Pfand zu kassieren.
Bei Fußballspielen in Deutschland hat Salzburgs Oberstraßenmeister Christian Bleibler beobachtet: „Die Fans werfen Getränkeflaschen nicht auf den Boden, sondern geben sie Bettlern.“ Bleibler ist für ein Plastikflaschen-Pfand. Es würden immer mehr Plastikflaschen achtlos weggeworfen.
Hälfte des Mülls sind PET-Flaschen
Von den rund 3700 Tonnen Müll, den seine 72 Männer und zwei Frauen jährlich per Hand aufklauben, sei schon die Hälfte PET-Flaschen. Ein Lokalaugenschein an der Glan auf Höhe der Rauchmühle bestätigt dies (siehe Foto oben: Straßenreiniger Hans Holzinger und Roland Rittsteiger beim Glan-Einsatz). Verpackungen, Dosen und vor allem 0,5-Liter-Flaschen aus Plastik liegen neben den Sitzbänken und dem überquellenden, angeketteten Mistkübel. Straßenreiniger Hans Holzmann sagt: „In jedem Busch stecken heute Flaschen.“ Für eine „sehr gute Sache“, hielte neben Straßenmeister Bleibler Stadt:Gärten-Chef Christian Stadler ein Pfand auf Plastikflaschen. Beim derzeit laufenden Frühjahrsputz sind unter den 300 „Müllbustern“ rund 60 seiner Mitarbeiter. Müll-Hotspots sind Spielplätze neben Schulen, Lehener Park, Innenstadtbereiche, Bahnhofsvorplatz und Touristen-Busparkplatz Paris-Lodron-Straße.
Die Stadt nimmt Infos von verunreinigten Plätzen entgegen: buergerservice@stadt-salzburg.at, Tel.: 0662-80722000. Das „Müllbuster“-Songvideo ist zu finden unter www.stadt-salzburg.at
Von Sabine Tschalyj