Der Parteichef sei „geschwächt“, sagen Kritiker. Steidl wolle vor der nächsten Wahl gehen.
In der SPÖ stehen die Zeichen auf Sturm. Die Kritik nach dem schlechtesten Wahlergebnis seit 1945 – man steht im Landtag bei 20 Prozent –, kommt nun beim Parteivorsitzenden und Spitzenkandidaten Walter Steidl an.
„Kühl rübergekommen“
„Der Wahlkampf war chaotisch, und Steidl wollte unbedingt in diese Landesregierung. Das war schon richtig peinlich. Jetzt ist er selbst auch noch geschwächt. Er redet intern nur von Disziplin und Zusammenhalt. Er hat aber kein einziges Mal gesagt, ich trage auch eine Verantwortung, obwohl keiner von ihm den Rücktritt fordert“, beschreibt ein Genosse die interne Diskussion. Steidl erscheine inzwischen „fast beratungsresistent“. Unerklärlich sei für viele auch gewesen, „warum er bei den Leuten so kühl und distanziert herübergekommen ist.“
Forcher als neuer Chef?
Welche Gräben sich auftun (und schon länger da sind), zeigt ein kleines Detail: Zur ersten Krisensitzung im kleinen Kreis mit Steidl und den Abgeordneten Stefanie Mösl und Gerald Forcher mussten sich AK-Präsident Peter Eder und Vizebürgermeister Bernhard Auinger hineinreklamieren. „Die waren nicht eingeladen“, weiß ein Parteigänger. Anja Hagenauer, die nicht das beste Verhältnis zu Steidl habe, halte sich intern „disziplinär zurück“. Steidl (61) habe jedenfalls verkündet, dass er vor Ablauf der Periode, sobald er die ASVG-Pension erhalte, abtreten wolle. In der Partei sähen viele Gewerkschafter Forcher als neuen SPÖ-Chef.
„Auf diese Funktionäre kann ich verzichten“
Walter Steidl weist die Kritik an seiner Person zurück. Er habe in den Führunsgremien zwei Mal die Vertrauensfrage gestellt: „Es gab keine Kritik an mir oder der Wahlkampflinie. Man hat mir sogar gesagt: Walter, du hast unser 110prozentiges Vertrauen. Auch die Wähler sagten: Ihr seid die einzigen, die Themen und Inhalte ansprechen, ihr seid die Kreativsten.“ Der allgemeine Trend gegen die Linksparteien habe auch die Salzburger SPÖ getroffen. Er verwahre sich gegen Kritik von Leuten, die sich verstecken. „Auf die kann ich verzichten. Ich habe die meiste Energie verwendet, um in der Partei für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Weil ohne Zusammenhalt wird die SPÖ nie mehr eine Wahl gewinnen.“
Sonja Wenger