Warum trotz riesiger Datenmengen oft doch wieder ein Gespräch den Ausschlag gibt. Und weshalb noch immer einiges schief geht.
Bekommen wir weiße Weihnachten? Wird man zu Silvester das Feuerwerk sehen? Gibt es heute Regen, Sturm, Glatteis? Am Wetter hängt viel, Meteorologen haben einen verantwortungsvollen Job. Wehe, Wetterprognosen stimmen nicht. „Da seid’s aber g’scheit daneben gelegen, sagen uns dann verärgerte Leute ins Telefon“, sagt Bernhard Niedermoser. Der Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Regionalstelle Salzburg betont aber, dass sein Berufsstand mittlerweile sehr zuverlässig das Wetter vorhersagt.
Bojen im Meer, Ballons in der Luft, Satelliten im All
Das liegt an dem Modernisierungsschub, den die Meteorologie durchgemacht hat. „Wenn ich vor 25 Jahren morgens bei Regen ins Büro gekommen bin, wusste man noch nicht, woher der Regen kommt“, so Niedermoser (im Bild oben mit Liliane Hofer und Christian Ortner). Solche weißen Flecken gebe es nicht mehr. Heute dreht sich alles um Daten. Meteorologen seien wie „riesige Datenverarbeitungsmaschinen“.
Wie macht man nun eine Wetterprognose? „Um vorhersagen zu können, wie das Wetter wird, muss man zuerst genau wissen, wie das Wetter gerade ist“, sagt Niedermoser. Hier wurde enorm investiert. Die ZAMG hat 35 Messstationen in ganz Österreich. Sie zeigen, wie viel Niederschlag über Nacht gefallen ist und bis auf zehn Zentimeter genau, wohin der Neuschnee am Berg verfrachtet worden ist. „Es ist fast, als stünde man selbst im Hagengebirge“, so Niedermoser. Er und sein Team sammeln zudem globale Informationen von Bojen im Meer, Wetterballons in der Luft, Satellitenbildern aus dem All. All das fließt in Computerprogramme ein, die daraus berechnen, wie das Wetter wird.
Wie Atlantik und Pazifik mitmischen
Bei so vielen Daten sei es eigentlich einfach, das Wetter vorauszuberechnen, meint der Meteorologe: Lässt man einen Stift fallen, kann man berechnen, wann er auf dem Boden landet. Genauso errechnet der Computer Luftstrombewegungen – und das global. Niedermoser: „Das Wetter der nächsten drei Tage wird über dem Atlantik entschieden, das der nächsten Woche über dem Pazifik.“
Mit den globalen Wetterberechnungen allein steht die Wetterprognose aber noch nicht. Es gilt abzuschätzen, wie sicher die Prognose ist. „Wir haben acht Computermodule, mit denen wir die Modelle bewerten können“, so Niedermoser.
Reden ist wichtig, um ja nichts zu übersehen
Scheint fast, als würden Meteorologen nur in ihre Computer schauen. Stimmt nicht, sagt Niedermoser. „Wir reden sehr viel mit anderen Leuten, um Informationen einzuholen und uns auszutauschen.“ So halten die diensthabenden Meteorologen aus ganz Österreich täglich um 8.45 Uhr ein Skype-Konferenzgespräch ab. Dabei präsentiert einer die Lage und alle diskutieren darüber – Sturmwarnung, Lawinenwarnung, Stufe gelb oder doch orange? Bei Bedarf werden sogar Kollegen von deutschen und slowenischen Wetterdiensten zugeschaltet. Oberste Prämisse: „Ja nichts übersehen.“
Und warum passieren immer noch Fehler bei Wetterprognosen? „Fehlerquellen sind Nebel oder Gewitter, die lassen sich schwer prognostizieren“, schildert Niedermoser. Und auch die besten Computer würden sich manchmal einfach irren. Je näher, desto zuverlässiger sind Prognosen jedenfalls: Die Wetterprognose für den aktuellen Tag trifft zu 98 Prozent zu. Das Wetter morgen lässt sich zu 95 Prozent sicher vorhersagen, das in einer Woche zu 70 Prozent, in drei Wochen zu 60 und für die Saison zu nur 52 Prozent. Da kann man auch gleich würfeln.
Von Sabine Tschalyj