Was Salzburgs neue Hochhäuser – das Cool Mama und das Arte Hotel mit seiner Hu:goes14-Bar – kulinarisch können.
Wieso steigen wir auf jeden Berg, schwitzend, keuchend? Was ist so lohnend da oben? „Die Aussicht“, wird sagen, wer wieder bei Atem ist, „die Weite, die Freiheit“. Dabei sieht man nur dieselbe Landschaft wie von unten. Aber eben von oben. Es ist die Sehnsucht, die uns treibt, zu erleben, was jeder Spatz besser kann: zu fliegen. Die Perspektive vom Gipfel lässt uns ein bisschen schweben. So erobern wir unverdrossen jeden Hügel, abzuheben von dieser Welt.
Und in der Stadt sind Hochhäuser der Ersatz für Berge, der Lift macht den Aufstieg leichter. Jahrzehntelang gab es nur das Hotel Europa beim Bahnhof, jetzt kamen gleich zwei hinzu: das Cool Mama an der Autobahn und der Perron beim Bahnhof. Klar, dass man die obersten Stockwerke nicht an Hotelzimmer verschwendete, dort zog Gastronomie ein. Wer den Mund aufsperrt vor Staunen, möchte ihn ja auch füllen danach mit Speis und Trank.
Man steht mitten in der Märklin-Anlage, dabei sind die niedlichen Züge, die ameisenkleinen Menschen alle echt. Lange beobachteten wir das Leben unter uns von der Dachterrasse des Arte Hotels im Perron, das sich direkt am Bahngleis 15 Stockwerke hinaufschraubt und doch brav zwei Meter unter der Höhe des Hotels Europa gegenüber bleibt. Die Bar im 14. Geschoss nennt sich Hu:goes14, ein Wortspiel mit dem Vornamen Hugo von Hofmannsthals, des Festspielgründers. Weshalb es zwei Getränkekartenseiten voll mit Hugos gibt: Cocktails auf Frizzante-Basis, die frisch und reintönig schmeckten, ob mit Gurke oder Lavendel. Sonst gibt’s nur Barfood: etwa einen Schinken-Käse-Toast (€ 6,90), innen konventionell zwischen sehr knusprigen Weißbrotscheiben. Nun ja, die Kulinarik kommt nicht an die Aussicht heran.
Cool Mama, vom Ausstellungszentrum durch die Autobahn getrennt, schafft sogar 16 Stockwerke. Der Lift jagt mit unglaublicher Geschwindigkeit hinauf – und oben im Skyrestaurant ist Party. Die Musik tönt, durchaus laut, durchaus rhythmisch, das soll wohl die Greise fernhalten. Was gelingt: Wir sind umgeben von durchwegs jungem Volk in sichtbar guter Stimmung, feiernde Gruppen, Paare mit innigem Blick. Bei Wärme ist das Dach angehoben, Luft strömt herein. Der Blick fliegt über den Flachgau, dem Autofluss der Westautobahn nach oder erhebt sich über viele Bausünden hinweg Richtung Altstadt, die goldenes Abendlicht bekommt von der untergehenden Sonne. Eine Bühne.
Die Küche neigt zu kräftigem Würzen. Noch nicht beim Cesar Salat (€ 8,50), der angenehm bunt war und sogar ein wenig mehr fruchtigen Essig vertragen hätte. Aber schon bei der Kokos-Suppe (€ 7). Da drängt sich Zitronengras vor, darüber thronte sanft eine gebratene Jakobsmuschel. Krieg der Scharfmacher dann beim Tunfisch in der Pfefferkruste (€ 15), dem noch Chili in der Sauce zusetzte. Auch Brust und Schenkel eines Maishuhns (€ 19) waren gut gesalzen, dabei schön saftig geblieben, auf Nudeln mit Balsamico-süßer Sauce. Jugend will starke Reize. Die Sorbet-Variationen (€ 8) schließlich brachten schöne Fruchtnoten. 12 Punkte. Auffällig auch: die Teller waren attraktiv angerichtet, Instagram-tauglich.
Zwei Blicke auf die Stadt, Auswahl beim Essen und Fliegen.
Hu:goes14 im Arte Hotel, Rainerstraße 28, 5020 Salzburg, Tel. 0662/877500, www.arte-salzburg.at
Cool Mama, Josef-Brandstätterstraße 1, 5020 Salzburg, Tel. 0662/2301-00, www.cool-mama.com
Bildtext: Das Cool Mama: Party im 16. Stock Bild: cool-mama.com