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Darf man noch was?

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„Man darf ja heutzutage gar nix mehr“, maulen die Männer seit der #metoo-Debatte gern und tun dann so, als wüssten sie nicht, …

… was noch im Bereich des Erlaubten ist, aber liebe Männer, es ist ganz einfach: Das hat sich gar nicht geändert. Es gibt nichts, was man früher gedurft hätte und heute nicht mehr. Man durfte nämlich auch früher nicht sexuell übergriffig sein, werte Herren, das war noch nie in Ordnung. Hat halt nur keinen interessiert.

Karikatur Thomas Selinger. Bild: www.seli.at

Seit Jahrzehnten, nein, seit Jahrhunderten ist eigentlich völlig klar, wie man sich einer Frau gegenüber verhält, und zwar respektvoll. Hat sich halt nur niemand dran gehalten. Wer also nicht weiß, was er zu einer Frau sagen darf und was nicht, wo er sie antatschen kann und wo nicht, der sollte es ganz einfach bleiben lassen. Denn er hat es offenbar noch nie gewusst und beim „Flirten“ stets Grenzen überschritten.

Ich versteh das ja, da hat sich das eigene Geschlecht seit ewigen Zeiten aufgeführt wie Sau, und dann lebt man ausgerechnet im Jahr 2019, wo die Frauen sich das plötzlich nicht mehr gefallen lassen wollen. Ist doch scheiße. Aber dazu kann ich nur sagen: Get over it. Hört auf zu jammern und kommt klar. Ihr seid hier nicht die Leidtragenden! Es gibt Regeln für den Umgang mit anderen Menschen, und die sind nicht so schwer einzuhalten.

Wer also wirklich nicht weiß, wie er sich einer Frau gegenüber verhalten soll, der stelle sich bitte vor, es wäre keine Frau, sondern der eigene Chef. Würdet ihr ihm an den Arsch greifen? Würdet ihr sagen „Jetzt hab dich nicht so, ist doch nur ein Busserl“? Würdet ihr ihm mit einem Augenzwinkern erklären, dass ihr ordentlich was in der Hose habt? Nein? Na also. Wenn er aber bereit wäre, Schmähs zu machen, wenn er ein paar Vorlagen liefern würde, sodass der Abend lustig würde, dann könntet ihr darauf einsteigen, nicht wahr? Denn der Chef hätte ja damit angefangen. Und sollte er es sich plötzlich anders überlegen und wieder ernst werden, würdet ihr seinem Ton folgen, alles bisserl runterschrauben, und es wäre okay für alle Beteiligten.

Und darin liegt das Geheimnis: Die Frau gibt den Ton vor. Sie zeigt und signalisiert eh, ob sie flirten will oder nicht. Dazu braucht man nur ein bisserl aufmerksam sein und zuhören und hinschauen. Und falls ihr mal tatsächlich in der Lage seid, dass ihr nicht wisst, ob sie will oder nicht, weil sie vielleicht arg betrunken ist oder unentschlossen oder überfordert, dann gibt es auch da eine simple Lösung: Fahrt nachhause und lasst sie in Ruhe.

Mareike Fallwickl ist Texterin und Autorin. Mail: interaktiv@svh.at


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