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Die steile Karriere des Osman Günes

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Wie ein ehrgeiziger Gastarbeitersohn der Politik dienlich war, aus ihr als Geschäftsmann hervorging und vom SPÖ-Hoffnungsträger zum Sorgenfall wurde.

Die SPÖ tauschte kürzlich ihren Migrantensprecher Osman Günes im Bauausschuss des Stadtgemeinderats gegen eine andere Mandatarin aus. Die Roten und Günes hätten sich entfremdet, weiß ein Ausschussmitglied. „Er hat  bei Sitzungen gefehlt. Seine eigenen Leute wussten nicht, wo er ist. Zuletzt kam er nach einer Wette mit kahlrasiertem Kopf.“ Günes sei politisch kaum aufgefallen, beschreibt der Mandatar das Scheitern einer Beziehung, die so hoffnungsvoll begann.

Job beim ÖGB – dann Eklat

Günes war bei der Gemeinderatswahl 2014  mit 1200 türkischen Vorzugsstimmen ins  Rathaus durchmarschiert.  Die SPÖ hatte ihn auf den aussichtslosen 23. Listenplatz gesetzt. Das Direktmandat sicherte der damaligen Bürgermeisterfraktion weiterhin eine rot-grüne Mehrheit. Dann tauchten Vorwürfe über Ungereimtheiten bei der Briefwahl auf, auch das SF berichtete. Günes ging ohne Tadel aus den Justizermittlungen hervor. Die Stadtverwaltung hatte den elektronischen Wahlakt übrigens noch während des Verfahrens  gelöscht.

„Adressen ausgehoben“

Bald stellte der ÖGB den erfolgreichen Wahlkämpfer als Landessekretär der Gewerkschaft Vida an. Seinen Job als Versicherungskaufmann hängte Günes an den Nagel. Er sollte nun Jugendarbeit machen und neue Mitglieder werben. Der zielstrebige Sohn türkischer Gastarbeiter, der erst mit elf nach Österreich kam und kein Wort Deutsch sprach, schien dafür bestens geeignet. Abermals kam es zu Irritationen.
Gewerkschaftsintern fielen Unstimmigkeiten bei den Anmeldungen der Mitglieder auf. „Offenbar hat die junge Truppe Adressen ausgehoben und auch Leute angemeldet, die nichts davon wussten“, erzählt ein Insider. Es habe „einen Rieseneklat“ gegeben. Man trennte sich – einvernehmlich, wie  betont wird.

Muslimische WC-Anlagen

Für Günes ist das alles Schnee von gestern. Er habe erfolgreich Mitglieder geworben und sei außerdem Gegenwind gewohnt. Er erhalte ständig „irgendwelche anonymen Anzeigen“. Zuletzt ging es um sein Haus, das er vor einiger Zeit erwarb und mit Hilfe türkischer Freunde umbaute.
Aber Günes ist entspannt. Ist er doch nun „dort angekommen, wo ich immer hinwollte“: Der 31-Jährige führt zusammen mit seinem Bruder einen türkischen Supermarkt im Stadtteil Lehen. Der Aufbau des Geschäfts habe viele Ressourcen gebunden. Er habe tatsächlich öfters im Ausschuss gefehlt und dann selbst um seine Abberufung ersucht. Nicht nachsagen lässt Günes sich ein mangelndes politisches Engagement. „Ich glaube schon, dass ich für die Leute etwas bewegen kann. Ich  helfe,  wo  ich kann.“ Er habe im Gemeinderat zur  Lokalbahn geredet und im Bauausschuss gefordert, man möge die   öffentlichen Toilettenanlagen für Muslime mit  Wasserschläuchen ausstatten. Was abgelehnt wurde.

„Vorurteile gegen Türken“

Günes Resümee als Migrantenpolitiker? „Es gibt Vorurteile gegenüber den Türken, zum Beispiel, dass sie ihre Buben und Söhne bevorzugen.  Ich habe eine kleine Tochter, die ich vergöttere. Sie trägt kein Kopftuch, meine Frau schon. Das ist auch gut so.  Ich bin  ein gläubiger Mensch, ich gehe regelmäßig in die Moschee.“  Komplett  falsch sei es, wenn türkische  Funktionäre des Erdogan-Lagers ihren Landsleuten einredeten, sie sollten sich von den Österreichern  fernhalten. Günes selbst fühlt sich „fifty-fifty, halb Türke,  halb Österreicher“. Ob er noch einmal für die SPÖ kandidiere, entscheide er erst.

„Ein Mandat bedeutet Arbeit“

SPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Auinger sagt, er habe stets gut mit Günes gearbeitet. Günes habe den Vorzugsstimmenwahlkampf selbst gestartet, „was sein gutes Recht ist.“ Auinger bevorzugt die Platzierung durch die Partei. „Wir fangen jetzt damit an, die Kandidaten für die Gemeinderatswahl 2019 zu sondieren. Und wir werden im Vorfeld dieses Mal klarer kommunizieren, dass ein Gemeinderatsmandat nicht wenig Arbeit ist, wenn man das ernst nimmt.“

sw


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