Frauenvolksbegehren, #meToo-Debatte, Binnen-I: Irgendwo dazwischen muss der moderne Mann seinen Platz finden.
Schauspieler und Kabarettist Edi Jäger weiß, „Was Frauen fragen“, so sein aktuelles Stück. Doch was bewegt den Mann? Dem „Fenster“ stand er Rede und Antwort.
SF: Herr Jäger, was treibt den Mann heute um?
Edi Jäger: Wir befinden uns an einem spannenden Punkt, was Gleichstellung und Gleichbehandlung betrifft. Dass #meToo jetzt aufbricht, kommt nicht von ungefähr. Die alten Rollenbilder hat es atomisiert, der Mann ist seit 20, 30 Jahren verunsichert. Er muss sich neu definieren. Das bringt ihm auch Freiheit. Es ist eine Chance. Ich hoffe, dass man in zwei Jahrzehnten sagen kann, wir haben erreicht, dass Mann und Frau sich auf ganz vielen Ebenen respektvoll, echt auf Augenhöhe begegnen. Gleichberechtigung ist eine Frage des Respekts.
SF: Machos sind out, Softies sowieso. Ein Mann kann in der Liebe nur verlieren?
Das Bild vom Mann als Opfer funktioniert nicht, er hat lange genug Vorteile gehabt (lacht). Aber er hat es nicht leicht. Es gibt in der Beziehung kein Schema F mehr. Eine Frau sagte kürzlich: Sie wünsche sich weder Softie noch Macho, sondern jemanden, der ein Gespür dafür entwickle, wann was gefragt ist. Also einen wachen, aber keinen übersensiblen Mann, der sich seine Leidenschaft zu zeigen traut, ohne vorher 20 Mal zu fragen. Dass Mann und Frau ihre Signale richtig deuten, das ist die Herausforderung. Und der Weg aus dem Dilemma.
SF: Das verunsichert viele.
Klar. Ein junger Mann erzählte, beim „Anbandeln“ seien Frauen jetzt aktiver, Männer vorsichtiger. Sie wollen weder übergriffig noch leidenschaftslos wirken.
SF: Eine Managerin, die stolz verkündet, dass ihr Mann Kindergärtner ist: Sind wir dafür schon reif?
Ich fände das cool. Ich kenne Paare, wo die Frau erfolgreicher ist und massiver im Beruf steht. Aber das ist nicht so ohne. Frauen, die sich leidenschaftlich über den Beruf definieren, haben oft Männer an ihrer Seite, die ähnlich gestrickt sind wie sie.
SF: Die Väterkarenz wird kaum angenommen, und wenn, dann meist nur das zeitliche Minimum: Kind oder Karriere, trifft das jetzt den Mann?
Nicht wie die Frau. Aber: Ein Freund von mir wollte eine Auszeit für sein Kind nehmen. Es wurde ihm klargemacht, dass er danach nicht wieder in derselben Position einsteigen wird können. Womit Frauen oft leben, es war immer so. Das muss sich ändern. Dann gehen mehr in Väterkarenz.
SF: Werden Männerrunden wieder mehr?
Ich glaube schon. Aber auch Mädelsabende. Das ist ein Raum, den man sich nimmt. Input nur von Freunden kann heilsam, entspannend sein. Man befindet sich auf „sicherem“ Terrain.
Nehmen sich Männer heute bewusster wahr?
Ja, das ist ein Riesenbenefit, den wir aus der Emanzipation ziehen. Auf sich acht geben, pflegen, auf Kleinigkeiten achten, das sind traditionell weibliche Tugenden. Männer merken, dass es schön ist, diese Stärken in ihre Bereiche einfließen zu lassen, etwa bei der Arbeitsplatzgestaltung. Blumen, Farben, das ist heute auch für den Mann Thema.
Ändert sich der Mann, fordert das auch die Frau?
Ja, ein Beispiel ist der Haushalt. Wenn man den anderen zu 50 Prozent einbindet, muss man dessen Spielregeln akzeptieren. Dass er es anders macht als sie. Mir ist es mehrfach passiert, dass ich kritisiert wurde, weil ich den Geschirrspüler zu voll räume. Ich tue gern zu viel rein. Heute noch (lacht). Diese Dinge sind banal, aber zugleich wichtig.
Von Petra Suchanek