Ein Gambier missioniert die Salzburger mit afrikanischer Küche
Im Untersberg soll ja Karl der Große verborgen sein, harrend seiner Auferstehung. Im Gasthaus Untersberg war zwei Jahre lang der Hund begraben – es stand leer. Auch wenn es als ein Wahrzeichen von Maxglan gilt, kein Pächter zu finden. Wir haben einst Missionare nach Afrika geschickt. Nun hat sich die Sache offenbar gedreht: Ein Koch und Wirt aus Gambia beschert dem Gasthaus neues Leben. Das dürfte selbst den Kaiser erstaunen.
Dabei kam Omar Sarr gar nicht als Flüchtling. Der 50-Jährige war in Fünf-Sterne-Häusern Gambias beschäftigt und ergatterte zur Weiterbildung einen Platz in der Hotelfachschule Klessheim. Vor einer Weiterreise nach England stoppte ihn die Liebe. Nach 15 Jahren Ehe und Arbeit in Salzburg (Überfuhr, Zum Eulenspielgel) erfüllte sich der Traum von der Selbstständigkeit. Das Gasthaus bekam ein neues Schild „Untersberg – Zum Sarr“.
Eigentümer Stiegl hat die Stuben sanft saniert, die Böden abgezogen, den Tischen neue Tischplatten spendiert. Das Untersberg ist ein Salzburger Wirtshaus geblieben. Gambia zog nur bunt in einen Nebenraum ein mit fröhlicher Dekoration. Komischerweise hat Sarr in seiner Heimat viel Österreichisch gekocht; Gulasch, Backhendl & Co. Damit beginnt auch heute seine Speisenkarte. Es war der zweite Teil, der den Vorkoster lockte: Westafrikanische Spezialitäten. Zwei Drittel der Gäste kommen ihretwegen, so hörten wir. Kein Wunder: Wer sonst serviert solche Exotik? Diese Gerichte sind übrigens in Englisch geschrieben, erklärt in deutschen Untertiteln. Offenbar hofft der Wirt auf internationale Kundschaft.
Es gibt werktäglich ein Mittagsgericht, zwei Gänge um 8,90 Euro. Ein Salat begann, bunt und frisch die Blätter, süß mariniert. Als Hauptgericht dann ein Hühnerragout, tadellos das Fleisch, die Sauce eine typisch österreichische Einbrenn, aber Kochbananen und eine Art Süßkartoffel als Beilagen, alles fruchtig-scharf gewürzt. Kam gut an. Dazu ein luftiges Couscous von erster Qualität und ordentlicher Quantität, wir konnten nicht aufessen. Die Damen am Nachbartisch waren so vorausschauend, eine Box mitzubringen für ein späteres Mahl daheim.
Bekannt ist Sarr für seine Fischsuppe (€ 6,90). Den SN verriet er das Rezept nicht, das habe keinen Zweck, wer mache sich daheim schon die Mühe, fünferlei Fisch einzukaufen? Dickflüssig war sie, tatsächlich mit viel fischiger Einlage und von dichtem Aroma. Durchaus ein Erlebnis. Schwarzaugenbohnen (€ 14,50) folgten, gedämpft zu einer Art Flan und zu Kügelchen frittiert, sanft schmeckend samt einer hochattraktiven Sauce aus Tomaten und Zwiebeln. Das geschnetzelte Lamm (€ 17,90) bot saftiges, mürbes Fleisch zu gebratenen Gemüsezwiebeln, angenehm exotisch gewürzt, dazu das gute Couscous. Zum Dessert das Mousse von Mango und Kokosnuss (€ 7,80) hatte arg viel Gelatine gesehen, was jedes Aroma überdeckte. Exzellent hingegen die Sorbets von Tamarind und Hibiskus, ganz eigener Ton. Die Sorte Affenbrot war leider aus. Wir hätten auch gerne Tees und Säfte aus Afrika genossen, doch die waren erst in Zubereitung.
Fein, wenn uns jetzt ein Gambier erfolgreich mit afrikanischer Küche missioniert.
Der Vorkoster vergibt 12 von 20 Punkten – und damit keine Haube
Gasthof Untersberg Zum Sarr, Maxglaner Hauptstraße 16, Tel: 0664/8722159, www.gasthaus-untersberg-zum-sarr.at