Vom Hausmittel zum köstlich schmeckenden Medikament – was für ein Aufstieg.
Johanna Maier und die besten KöchInnen zeigen es uns immer wieder vor: alle Geschmacksrichtungen müssen in das Essen, erst dann stillt es unseren Hunger ganz.
Süß, sauer, bitter und salzig soll es sein, sagen die Sensoriker. Und wo bleibt die Schärfe? Und soll es nicht auch ein wenig herb sein? Um Umani, den pikanten Geschmack von Glutamat, tobt sowieso ein heftiger Streit.
Ein wenig Schärfe gehört zweifellos hinein. Auch wenn die Wissenschaft bewiesen hat, dass die Empfindung der Schärfe keine Geschmacksempfindung, sondern eine Schmerzempfindung ist. Aber halt eine angenehme. Mir ist das eigentlich auch egal, wenn mein Essen mit etwas Schärfe besser schmeckt. Dabei habe ich ziemlich lang gebraucht, bis ich die Varianten von Schärfe entdeckt habe. Eigentlich habe ich nur Pfeffer damit verbunden. Dann ist Ingwer in Österreich einmarschiert und hat unsere Teller belagert und dann Chili.
Und erst viel später bin ich draufgekommen, dass da im Frühling am Bachrand etwas wächst, was eine feine Schärfe liefert: die Brunnenkresse. Gleich einen Monat später habe ich auch das Wiesenschaumkraut gekostet. Versionen von Schärfe, verschiedene Nuancen, zurückhaltend und zart im Geschmack. Und dann hat es wieder einige Jahre gedauert, bis ich draufgekommen bin, dass uns die feine Schärfe der Küchenzutaten auch mit Arzneimittelzulassung verkauft wird, weil sie so wirksam ist. Die Senföle aus Kapuzinerkresse und Krenwurzel. Vom Hausmittel zum Medikament, eine erfolgreiche Karriere!
Kapuzinerkresse Kren Tinktur gelingt auch zu Haus in der Küche: Kapuzinerkresseblüten und –blätter schneiden und in 40%igem Alkohol ansetzen, Krenwurzel putzen und würfeln und ebenfalls ansetzen. Nach vier Wochen Auszugszeit abseihen und im Verhältnis 3 zu 1 mischen. Kapuzinerkresse Kren tropfenweise als Erkältungsprophylaxe einnehmen. Die scharfen Senföle lassen nämlich den Viren keine Chance.
Ernährungswissenschafterin Karin Buchart gründete die Traditionelle Europäische Heilkunde, TEH, in Unken. Mail: salbei@teh.at