Drei Beschwerden täglich betreffen die Obusflotte. Die Salzburg AG kündigt für 2020 interne Änderungen im Verkehrsbereich an.
Einem Salzburger Ehepaar ist nach einer Reihe von Vorfällen mit Busfahrern von Obus und Albus die Hutschnur gerissen. Jurist Peter G. (42) spricht in einer Beschwerde-Email an die Salzburg AG von „Missständen, die sich wie ein roter Faden durch Ihren Fahrbetrieb ziehen.“ Man habe auch in Wien jahrelang die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt, aber nie derartige Dinge erlebt.
Christine G. war im August mit dem zweiten Kind hochschwanger und mitsamt dem Kinderwagen und dem zweijährigen Sohn häufig im Busnetz unterwegs. Ihr Mann schreibt: „Bedauernswerterweise sitzen hier zu einem nicht unerheblichen Teil Lenker hinter dem Steuer, die mit ihrer Aufgabe überfordert sind und die grundlegenden Regeln des menschlichen Umgangs nicht kennen.“ Es gehe um „Rücksichtslosigkeit“ und „willentliche Ignoranz“, schildert G. eine Problematik, die medial nicht neu ist.
So würden „völlig unnötige Vollbremsungen hingelegt“ und „praktisch nie die Einstiegsstufe an den Haltestellen heruntergefahren, teilweise nicht einmal auf Zurufe hin.“
Auf Schutzweg geschnitten
Christine G. hat zwei Erlebnisse stichwortartig festgehalten: „19. Juli, 17:28 Uhr, Linie 1, Freiraum Maxglan, rufe ,Kinderwagen’, nichts passiert, Tür geht zu, ich pumpere auf Bus, die Busfahrerin kommt zur Türe: ,Bist du deppert?’“ Sie sei dann nicht eingestiegen, da sie laut Arzt nicht schwer heben durfte. Am 24. Juli eine ähnliche Szene mit einem Albus, Linie 28, Martin-Luther-Platz. Der Fahrer senkte nicht ab, meinte stattdessen: „’A bissl heben geht schon.’ Auch beim Aussteigen bleibt die Stufe oben. Ein junger Mann hebt mir den Buggy aus dem Bus.“
Drei Tage später wäre sie auf dem Schutzweg vor der Dreifaltigkeitskirche von einem Albus beinahe gerammt worden, erzählt die 42-Jährige. „Der ist um die Ecke gebogen und so knapp an mir vorbeigefahren, dass ich ausweichen musste.“ Ein Passant habe das Kennzeichen notiert. Sie habe bei der Polizei in Maxglan Anzeige erstattet.
Zu den notorischen Ärgernissen des Salzburger Busnetzes gehört auch, dass die Busse Fahrgästen vor der Nase davonfahren. Man kann regelrecht schmerzliche Szenen mit älteren Frauen oder Kindern beobachten. Eine 14-jährige Schülerin, die stets die Super-sCoolcard kauft und häufig Musikinstrumente mitschleppt: „Ich renne dann und schaue verzweifelt zum Fahrer und hoffe, dass er wartet.“
SPÖ: „Führungsschwäche“
Politisch wird gerade die Ausgliederung der Obusflotte aus der Salzburg AG diskutiert. Die Stadt will den defizitären Betrieb nicht übernehmen, SPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Auinger: „Es geht ja um mehr. Beim Verkehrsbetrieb ist auch über die Führung zu reden. Dort werden völlig unrealistische Fahrpläne gemacht, nur um Mitarbeiter einzusparen. Unsere Fraktion hat das Vertrauen in Bereichsleiter Peter Brandl verloren“, meint Auinger.
Lenker werden geschult
Die Salzburg AG kündigt nunmehr „interne Veränderungen im Verkehrsbereich“ an, Sprecherin Daniela Kinz: „Wir befördern jährlich 50 Millionen Fahrgäste. Um diese hochkomplexen Abläufe und Qualitätsanforderungen umzusetzen, stellen wir uns 2020 breiter auf.“ Konkret wird ein Asset-Management sich mit Verträgen, Tarifen und Controlling beschäftigen. Zwei Serviceeinheiten kümmern sich nur um den operativen Betrieb von Bus und Bahn.
Salzburg AG und Albus bedauern die negativen Erlebnisse der Familie G. Grundsätzlich sei das Fahrpersonal bemüht, einen guten Service zu leisten und den Fahrgästen stets kundenorientiert und freundlich gegenüberzutreten, so Kinz. Pro Tag gibt es im Schnitt drei Beschwerden. Jeder einzelnen werde nachgegangen. Man führe Gespräche mit den Lenkern und schule diese regelmäßig.
Albus-Linienleiter Heinz Reischl bezeichnet die Äußerung des Lenkers gegenüber Frau G. als „falsch und unangebracht“. Der Vorfall beim Makartplatz sei ihm nicht bekannt. Bei der Absenkung des Busses komme es oft zu Verwirrungen: Bei älteren Modellen funktioniere sie nur bei geschlossener Türe. In den Schulungen gehe es auch um Kritikfähigkeit, „ob ich mich entschuldigen kann oder etwas eskalieren lasse“. Man habe sich auch schon von Mitarbeitern getrennt, die lernresistent waren.
SW
Bildtext: Notorischer Ärger beim Bus: Er wartet nicht. Bild: Robert Ratzer