Essig vor dem Frühstück! Warum eigentlich nicht?
Der Morgen ist ganz und gar nicht meine Tageszeit. Gleichgültig, wann ich zu Bett gehe. Zuerst schleppe ich mich ins Bad und dann in die Küche. Hoffentlich spricht mich niemand an. Spätestens jetzt wäre der Zeitpunkt für ein morgendliches Essigwasser. Das ist wirklich eines der bekanntesten Hausmittel, ich habe das schon dermaßen oft gehört, dass ich irgendwann genauer hinschauen musste.
Wie hat er das nur geschafft, der Apfelessig, sich ein derartiges Gesundheitsimage aufzubauen? Wo er doch oft so unterschiedlich geraten ist. Gerade jener mit den Schlieren stellt seine Essigsäurebakterien zur Schau, zeigt, was da drinnen alles gewachsen ist, und eigentlich sieht das gar nicht appetitlich aus. Und irgendjemand muss das einmal freiwillig morgens nüchtern probiert haben, um dahinter zu kommen, dass es gut tut. Zumindest jenen, deren Magen morgens einfach weiter schläft. Die mit rebellischem Magen lassen lieber die Finger davon.
Zusammengerührt habe ich dann ein Glas warmes Wasser, den Esslöffel Apfelessig und den Teelöffel Honig – schnell. Dann trinke ich halbverschlafen den ersten Schluck und siehe da: So schnell weckt mich sonst niemand auf! Dieses süßsaure Getränk ist der beste Muntermacher.
Doch was passiert da wirklich in meinem Mund? Die Essigsäurebakterien haben dem Alkohol im Most geholfen, mit Sauerstoff zu reagieren und Essigsäure und Wasser zu bilden. Dieses Gemisch ist dann unser Essig. Und die quietschlebendigen Essigsäurebakterien bringen ganz schön Unruhe in die Bakterienflora der Schleimhaut. Zudem senkt die Essigsäure den ph-Wert in Richtung sauer und so machen sich manche Bakterien und Pilze sowieso aus dem Staub. Die verbliebenen, die sich wohlfühlen in diesem säuerlichen Milieu, sind unsere Verdauungshelfer. So kehrt kurze Zeit nach der Aufruhr eine angenehme Ruhe bei unseren Mitbewohnern ein!
Ernährungswissenschafterin Karin Buchart gründete die Traditionelle Europäische Heilkunde, TEH, in Unken.
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