Es ist heutzutage üblich, Social Media und alles, was damit zu tun hat, zu verteufeln. Früher, ohne Internet und Handy und Facebook, sei alles besser gewesen, heute würden alle einander im Internet mit Hass überschütten, Cyber-Mobbing veranstalten und über Phishing-Mails die Daten unschuldiger Menschen stehlen.
Das ist wahr. Trotzdem muss ich da mal kurz einhaken. Das Internet ist nicht anders als das wahre Leben, es ist vielmehr genauso ein Abbild des Menschseins. Das Granteln und Mobben, das Ausgrenzen, Sich-Aufpudeln und Beschimpfen sind keine Erfindungen von Social Media, das hat es auch vorher schon zur Genüge gegeben und das gibt’s auch offline zur Genüge.
Online haben die Leute halt eine weitere Spielwiese, auf der sie sich in ihrer Bösartigkeit auslassen können. Und ja, natürlich macht mich das traurig. Wir schreiben das Jahr 2018, wir sollten nach den Sternen greifen. Stattdessen betreiben wir Bodyshaming und müssen Wörter wie Hatespeech erfinden, um zu beschreiben, was passiert.
Aber: Dass das virtuelle Leben wie das echte Leben ist, bedeutet auch, dass man es sich so gestalten kann, wie man möchte. Vielleicht sogar noch mehr. In der Realität kann ich oft nicht verhindern, dass ich von Idioten umgeben bin, im Netz schon: Ich kann ihnen entfolgen oder sie blocken. Ich persönlich erlebe Social Media sehr positiv, deswegen bin ich entschieden dagegen, die neuen Kommunikationskanäle einfach nur zu verteufeln, weil sie halt neu sind und man nicht immer alles versteht, was da abgeht.
Jeder hat auf Facebook, Twitter und Instagram nur das in seiner Timeline, was er dort haben möchte, darauf hat man ja mit den eigenen Likes Einfluss. Bei mir sind das Verlage, Neuigkeiten über Bücher und Autoren, andere Literaturblogger, mit denen ich vernetzt bin, Freunde aus dem echten Leben.
Ich finde diese neue Spielwiese großartig, denn sie ermöglicht auch viel Gutes. Schnelleren Informationsaustausch, ein Vernetzen über Länder hinweg, Hilfe und Zusammenhalt. Früher wäre es unmöglich für mich gewesen, mit so vielen Leuten aus Deutschland Kontakt zu haben, allein das Festnetztelefonieren wär unbezahlbar gewesen. Heute treffe ich die anderen Blogger auf der Buchmesse und habe das Gefühl, dass wir fast sowas sind wie eine Familie. Ich bekomme sehr viel Rückhalt und motivierendes Feedback, vor allem auch in Bezug auf meinen Roman, der bald erscheint. Ich möchte das alles nicht mehr missen. Das Internet kann ein guter Ort sein. Wenn wir es dazu machen.
Mareike Fallwickl arbeitet als freie Texterin und Lektorin